Bereits heute geben 55 Prozent der Firmenchefs an, dass sie den Fachkräftemangel als unternehmerisches Risiko ansehen. Sie stufen ihn als größte Bedrohung ihrer zukünftigen, geschäftlichen Entwicklung ein. Natürlich steht der Fachkräftemangel eng mit dem Berufsfeld und den regionalen Gegebenheiten in Zusammenhang. Nichtsdestotrotz spüren alle Unternehmer, dass längst ein harscher Wettbewerb um die besten Bewerber stattfindet.
Vorbei sind die Zeiten, in denen nur der Bewerber seine besten Kenntnisse und Fertigkeiten hervorheben musste, um einen Job zu ergattern. Inzwischen bewerben sich die Unternehmen genauso bei potenziellen Mitarbeitern wie umgekehrt.
An dieser Stelle spielen Employer Branding und Personalmarketing eine entscheidende Rolle.
Was ist Employer Branding?
Während sich Personalmarketing auf die Umsetzung praktischer Maßnahmen konzentriert, handelt es sich beim Employer Branding um ein strategisches Konzept.
Ganz einfach gesagt, definieren Sie beim Employer Branding eine Botschaft, mit der Sie zukünftige Bewerber ansprechen möchten. Dies ist vergleichbar mit einem klassischen Marketing-Konzept, mit dem einzigen Unterschied, dass eben nicht der Gärtner seine Pflanzen bewirbt oder der Bäcker seine Gebäckstücke, sondern ein Unternehmen sich selbst als Arbeitgeber.
Der Aufbau einer solchen Employer Brand hilft Ihnen auf zweierlei Arten, zumindest wenn Sie auf die richtige Strategie setzen.
In der Außenwirkung positionieren Sie sich auf dem Arbeitsmarkt als Arbeitgeber, der etwas zu bieten hat und attraktiv ist.
Nach innen verbessert ein starkes Employer Branding die Identifikation der Mitarbeitenden mit Ihrem Unternehmen und seinen Werten. Das kann wiederum vorteilhaft für die Außenwirkung sein, nämlich dann, wenn Ihre Angestellten Bewerber empfehlen oder im Privatleben begeistert von ihrem Arbeitsplatz sprechen.
Wie finden Sie Ihre Employer Value Proposition?
Unter Employer Value Propostition (EVP) versteht man das sogenannte Arbeitgebernutzenversprechen. Ein langes Wort hinter dem sich verbirgt, dass Sie folgende drei Fragen für sich definieren sollen:
Wofür steht mein Unternehmen?
Was zeichnet mich als Arbeitgeber aus?
Worin unterscheidet sich mein Unternehmen vom Wettbewerb?
Zur Beantwortung hilft es, wenn Sie zum Beispiel Bewerber fragen, wie Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam geworden sind. Erkundigen Sie sich, was den Impuls gegeben hat, eine Bewerbung an Sie zu senden. Suchen Sie den Dialog mit den Mitarbeitenden, die noch nicht so lange bei Ihnen beschäftigt sind. Finden Sie heraus, wieso sie sich für Ihre Firma entschieden haben. An welcher Stelle wurden deren Erwartungen erfüllt, wo übertroffen und was würden sie sich anders wünschen?
Vielleicht bieten für Ihre Angestellten Vorteile, die sie besonders überzeugen. Bei uns wäre das zum Beispiel die 4-Tage-Woche. Es kann auch helfen ein paar Punkte zu kommunizieren, die Mitarbeitende bei Ihnen nicht erwarten brauchen, doch die Benefits sollten überwiegen.
Bitte bedenken Sie an dieser Stelle, dass es besonders jüngere Fachkräfte meist nicht mehr überzeugt, lediglich eine angemessene Vergütung für ihre Tätigkeit zu erhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der EVP allgemein kommuniziert werden sollte. Da die Bedürfnisse unterschiedlicher Mitarbeitergruppen sich häufig unterscheiden, ist es ratsam, sich in der direkten Ansprache mit konkreten Bewerbenden immer auf deren Interessen und Wünsche zu achten. Beispielsweise hat eine 40-jährige Managerin andere Ansprüche und Erwartungen an ihren Arbeitsplatz als ein 18-jähriger Auszubildender.
Wie schaffe ich eine starke Arbeitgebermarke?
Wenn Sie an Unternehmen denken, die als Arbeitgeber einen guten Ruf haben, welche kommen Ihnen dann in den Sinn? Wofür sind sie bekannt?
Diese Firmen haben eine Employer Brand aufgebaut, wie man Sie sich wünscht. Sie sind als Arbeitgebermarke im Bewusstsein und werden mit positiven Aspekten verknüpft.
Standardargumente reichen kaum mehr aus, wenn man leistungsfähige Mitarbeitende anziehen möchte. Mehr und mehr reichen sie nicht einmal, um bestehende Beschäftigte zu halten.
Um eine starke Arbeitgebermarke zu schaffen, müssen Sie sich also viel Zeit nehmen und genau hinschauen. Oberflächliche Maßnahmen werden Ihnen im War for Talents nicht weiterhelfen. Suchen Sie also nach besonderen Gegebenheiten in Ihrem Unternehmen oder schaffen Sie welche. Mögliche Pluspunkte bei Fachkräften könnten sein:
- Team Events
- Sportmöglichkeiten im Büro
- Flexible Arbeitsplatzgestaltung
- Flexible Arbeitszeitgestaltung
- Monetäre Zusatzleistungen
- Fort- und Weiterbildungsangebote
- Offene Gesprächskultur
- Karrieremöglichkeiten
- Mentoringprogramme
- Flache Hierarchien
Liest man die Punkte, wird deutlich, dass sich viele Unternehmen auf die Fahnen schreiben, diese Aspekte anzubieten. Nur ist fraglich, ob sie das glaubhaft vermitteln, weil sie wirklich im Alltag gelebt werden. Während wenige Unternehmen wirklich am Wohle ihrer Mitarbeiter interessiert sind und das auch zum Ausdruck bringen, fehlt woanders die Wertschätzung und man ist weit entfernt von einem gelungenen Employer Branding.
Fazit zum Employer Branding
Wie so oft gilt auch bei der Mitarbeitersuche: Stillstand ist Rückschritt. Damit Sie auch in Zukunft noch ein attraktiver Arbeitgeber ohne Personalengpässe sind, sollten Sie sich rechtzeitig positionieren. Formen Sie eine Arbeitgebermarke, die authentisch und überzeugend ist. Eine Employer Brand, die Lust macht, bei Ihnen beschäftigt zu sein und das über Jahre zu bleiben. Am leichtesten gelingt das, durch offene Kommunikation und die Bereitschaft ein Investment in die Belegschaft als Investment in Ihre unternehmerische Zukunft zu sehen.
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