Die finale Qualifikation für die besten Plätze im Handwerk hat begonnen

Das derzeit noch positive Bild im Bau- und Genusshandwerk darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den nächsten Jahren eine Art Qualifikation für die begehrten „Endspiel-Plätze“ stattfinden wird. In einem durchschnittlichen Landkreis oder einer Region mit einem Einzugsbereich von ca. 100.000 Einwohnern gibt es nur noch einen oder maximal zwei bis drei Plätze für einen renommierten Handwerksbetrieb in seinem Gewerk mit dem Anspruch für einen regionalen Expertenstatus. Man kann auch Platzhirsch, Flaggschiff oder Nummer Eins in der Region dazu sagen. Eben genau das Unternehmen, das die meisten Menschen in der Region mit dem führenden Betrieb in seinem Handwerk verbindet.

Für die verbleibenden Betriebe wird der Konkurrenzkampf deutlich härter, denn die gutbezahlten Aufträge im Handwerk sind limitiert und die breite Masse in der Bevölkerung wird sich Premium-Leistungen im Handwerk immer weniger leisten können. Die steigende Inflation und galoppierende Energiepreise werden schon sehr bald die Kaufkraft beim Normalverbraucher begrenzen und die Investitionsfreudigkeit beschneiden.

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Am Beispiel des Metzgereihandwerks möchten wir in diesem Beitrag aufzeigen, wie in der Zukunft immer mehr limitierende Faktoren dafür sorgen werden, dass sich der Markt in wenige Gewinner und viele Verlierer aufteilen wird. Ähnliche Entwicklungen drohen auch für andere Handwerksbranchen, wenn beispielsweise die Verbreitung von Elektroautos und Wärmepumpen die Wertschöpfung für Kfz-Werkstätten und Heizungsbetriebe schwinden lassen. Ein massiver Verdrängungswettbewerb droht, wenn große Plattformen wie Amazon oder Google mit Start-ups in den Handwerkermarkt eindringen sollten.

Betrachten wir die derzeitige Drohkulisse für die mittelständischen Metzgereibetriebe, so können wir folgende drei Herausforderungen deutlich erkennen:

  • Die Dominanz der Big Player im Lebensmitteleinhandel wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. Theoretisch braucht niemand mehr eine Fachmetzgerei. Allein die „großen Vier“ wären in der Lage, die gesamte Bevölkerung mit Fleisch- und Wurstwaren zu versorgen. Ein Metzgereifachbetrieb muss so viel Resonanz und Ausstrahlung bewirken, dass Kunden bereit sind, eine extra Anfahrt, einen gesonderten Besuch mit möglicher Wartezeit in Kauf zu nehmen.

 

  • Der fehlende Berufsnachwuchs und die Nachfolgeprobleme der Familienbetriebe. Schon jetzt müssen viele Metzgereibetriebe aufgeben, obwohl die Kunden Schlange stehen, weil einfach kein Nachwuchs und keine Nachfolge für den Betrieb da ist. Diese Situation wird sich wegen der Demographie und des Wertewandels weiter verschärfen. Nur noch „Leuchtturm-Betriebe“ werden überhaupt die Chance wahren können, um die wenigen geeigneten Arbeitskräfte für sich zu mobilisieren.

 

  •  Das Aufbrechen der Gesellschaft und das Verschwinden des breiten Mittelstands sorgen dafür, dass immer mehr Menschen sich keinen Fachhandwerker mehr leisten können. Wer nur Mindestlohn oder knapp darüber verdient, muss mittlerweile einen ganzen Tag arbeiten, um eine Handwerkstunde bezahlen zu können. Der regelmäßige Einkauf im Fleischfachgeschäft wird für einen Teil der Bevölkerung immer mehr zu Ausnahme und der Griff in die Kühltheke beim Discounter eher zur Regel. Das gemeinsame wertschätzende Essen zu Mittag oder zu Abend in den Familien wird verstärkt ersetzt durch minderwertige Convenience-Produkte oder durch spontane Bestellungen bei der System-Gastronomie.

 

Natürlich wird man auch immer wieder von positiven Entwicklungen profitieren wie die hochwertige und frisch zubereitete Ernährung in ernährungsbewussten Haushalten und der Trend zum Sommer- und Wintergrillen bei den meist männlichen Fleischliebhabern und Genussmenschen. Doch auch gegenläufige Tendenzen werden sich verstärken: Der Verzicht auf Fleisch wegen der Diskussion um Tierhaltung, Klimaschutz und den nichtabreissenden Skandalen in der Fleischindustrie und in Großschlachthöfen.

Deshalb sollte bei jeder Metzgerei die folgenden Fragen im Mittelpunkt einer erfolgreichen Zukunftsstrategie stehen:

Wettbewerb im Handwerk 3

Wie schaffen wir als Metzgerei-Familienunternehmen eine so hohe Ausstrahlkraft und Leuchtturm-Positionierung zu entfalten, dass ein hoher Anteil in der Bevölkerung weiterhin den separaten Einkauf in der Fachmetzgerei als besonderes Bedürfnis zur Aufrechterhaltung der Lebensqualität für notwendig ansieht? Wie sorgen wir als regional führende Metzgerei mit unserem Namen und unserer Ware für ein so gutes Gefühl bei unserer Kundschaft, so dass neben dem Lebensmitteleinkauf im Supermarkt der Besuch der Metzgerei unabdingbar ist? Warum sollten genau unsere Produkte bei jedem Familien- und Bekanntentreffen, bei jedem Grillevent und jedem Festtagsessen der Kunden auf den Tellern serviert werden?

Oder: Welche Bilder werden mit unserem Firmenlogo und Unternehmenserscheinungsbild im Kopf des Kunden erzeugt? Wie bekommt der Kunde schon bei der Nennung unseres Namens gute Gefühle und eine Anregung des Appetits?

Die Betriebe, die diese Fragen erfolgreich beantworten und ihre Alleinstellungen überzeugend kommunizieren können, werden die Gewinner um die Podiumsplätze im Ausleseprozess sein. Dabei wird sich zu einer hohen Wahrscheinlichkeit die Prophezeiung „The winner takes it all“ wieder einmal bewahrheiten. Wer in diesem Endspiel nur noch einen Mittelfeldplatz ergattern kann, muss sich im ungemütlichen Verdrängungskampf behaupten und kann dabei sehr schnell zum Opfer eines ungleichen Wettbewerbs werden.

Auf welchem Platz möchten Sie mit Ihrem Unternehmen am Ende dieser Entwicklung stehen?

 

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Thomas Mohr

Hallo, ich bin Thomas und in den über 30 Jahren als Geschäftsführer habe ich tagtäglich mit Themen zu tun, die sicherlich auch andere Führungskräfte interessieren. Deshalb möchte ich mein Wissen über Personal, Strategie und Positionierung gerne weitergeben und somit anderen Unternehmern einen echten Mehrwert bieten.
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